Der Bauhausstil – Markenzeichen des Schocken-Warenhauskonzerns
Ausstellung in Crimmitschau
vom 29. August bis 14. Dezember 2019
Zustand des ehemaligen Schocken-Warenhauses bei der Ausstellungseröffnung am 29.8. in Crimmitschau
Impressionen der Ausstellungseröffnung
Am 29. August 2019 wurde im Erdgeschoss des seit 1999 leer stehenden ehemaligen Crimmitschauer Schocken-Warenhauses, die Werkbund-Ausstellung „Der Bauhausstil – Markenzeichen des Schocken-Warenhauskonzerns“ eröffnet.
Die Ausstellung wurde vom Deutschen Werkbund Sachsen als Wanderausstellung konzipiert und gestaltet. Sie macht mit der Geschichte und den Standorten der vorwiegend in Südwestsachsen und Süddeutschland entstandenen Filialen des in Zwickau ansässigen Konzerns sowie den Unternehmensgründern Simon und Salman Schocken bekannt. Diese waren, wie der Gründungsdirektor des Bauhauses Walter Gropius und der durch seine unverwechselbare Formensprache erfolgreiche Architekt Erich Mendelsohn, Mitglieder im Deutschen Werkbund. Durch den Deutschen Werkbund wurden in Deutschland die Grundlagen zur modernen Architektur und zum Industriedesign sowie des Bauhauses geschaffen. Die Brüder Simon und Salman Schocken nutzten die dabei entstandene moderne Gestaltungsweise für die Architektur, die Inneneinrichtung und die Werbung ihrer Warenhäuser. Die am Dessauer Bauhaus orientierte Formensprache wurde zum Markenzeichen ihres Verkaufskonzepts.
Die Ausstellung informiert zugleich über die Architekten der Warenhaus-Neubauten, Erich Mendelsohn und Bernhard Sturtzkopf, der vordem als
Mitarbeiter von Walter Gropius tätig war, sowie die wechselvolle Geschichte der drei in Sachsen erhalten geblieben einstigen Schocken-Warenhäuser. Diese stehen in Crimmitschau, Oelsnitz/Erzgeb. und Chemnitz.
Für die Ausstellung wurden im Erdgeschoss des baulich schwer geschädigten Crimmitschauer Gebäudes Ausstellungwände geschaffen. Auf diesen werden – nach Themen gegliedert – die Ausstellungstafeln präsentiert.
Angegliedert ist ein Ausstellungsraum mit gegenstandsloser Malerei von Helmut Felix Heinrichs.
Als Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung übergab Marco Wanderwitz, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat, an André Raphael, Oberbürgermeister von Crimmitschau, die Plakette „Premiumprojekt“ im Förderprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Sie symbolisiert die Unterstützungsbereitschaft der Bundesregierung für die geplante denkmalgerechte Sanierung und Wiederbelebung des Hauses und der damit verbundenen Stärkung des Stadtzentrums von Crimmitschau.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Konzert von Michy Reincke und Band.
Die nachfolgenden Fotografien hat Frau Katja Klose-Soltau, die Geschäftsführerin der am Ausstellungsprojekt beteiligten Fotoagentur Punctum Leipzig aufgenommen.
Veranstaltungsbereich vor der Eröffnung.
In der vorderen Reihe von rechts: André Raphael, Oberbürgermeister der Stadt Crimmitschau, Marco Wanderwitz, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat, Alf Furkert, Landeskonservator des Freistaates Sachsen, Matthias Horst, Vorsitzender des Deutschen Werkbundes Sachsen.
Andreas Berger (MDR Sachsen, Mitte) im Gespräch mit den Kuratoren der Ausstellung Jens Dietrich (links) und Bernd Sikora (rechts)
Überreichung der Plakette „Premiumprojekt“ durch Staatssekretär Wanderwitz an Oberbürgermeister Raphael.
Der Vorsitzende des Werkbundes Sachsen Matthias Horst dankt den Gestaltern der Ausstellung sowie den Förderern und Unterstützern der Ausstellung
Fotos: Bert Harzer
Zum Inhalt der ausstellung
1919 wurde in Weimar das Bauhaus gegründet. In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Berlin, den aufeinanderfolgenden Standorten des Bauhauses, wurde 2019 das 100-jährige Jubiläum als "Bauhaus-Jahr“ begangen.
In Sachsen war das Bauhaus als Lehreinrichtung nicht vertreten. Bauhauslehrer und -schüler sowie Architekten und Künstler aus dem Freundeskreis haben jedoch in Sachsen ihre Spuren hinterlassen.
Im Freistaat Sachsen befinden sich drei Kaufhäuser des Schocken-Konzerns, die in den Jahren 1928 – 1930 in der Art des modernen Gestaltungsstils des Dessauer Bauhauses entworfen und errichtet wurden. Während das Warenhaus Schocken in Chemnitz (eröffnet 1930) weltbekannt ist, da es der erfolgreiche Architekt Erich Mendelsohn entwarf, wurden die anderen beiden Kaufhäuser in Crimmitschau (1928) und Oelsnitz/Erzgeb. (1929) von Bernhard Sturzkopf geplant, der bisher weitgehend in der Architekturgeschichtsschreibung übersehen wurde. Im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung wurde umfangreich zu seinem Leben und zum Werk recherchiert.
Bernhard Sturtzkopf hatte 1922 an Kursen des konstruktivistischen Künstlers Theo van Doesburg in Weimar teilgenommen, war dann Mitarbeiter von Walter Gropius und dabei an den Bauten des Bauhauses in Dessau beteiligt, danach Künstlerischer Leiter der Bauabteilung des Schockenkonzerns. Nach 1932 war er selbstständiger Architekt in Zwickau und schließlich Direktor des Entwurfsbüros für Hochbau in Zwickau. Dort hat er das einzige Punkthochhaus Zwickaus entworfen. Die Ergebnisse der Nachforschungen werden in der Ausstellung erstmals publiziert.
Die 16 Tafeln der Ausstellung
- Die Standorte der Schocken-Warenhäuser in Deutschland
- Simon und Salman Schocken und die Geschichte des Schocken-Warenhauskonzerns
- Das moderne Bau- und Verkaufskonzept des Schockenkonzerns
- Das Bauhaus im Wandel vom expressionistischen zum konstruktivistischen Stil
- Das gemeinhin als Bauhausstil bezeichnete Formenkonzept des Bauhauses
- Leben und Werk des Architekten Erich Mendelsohn und seine Verbindung zu Simon und Salman Schocken
- Leben und Werk des Architekten Bernhard Sturzkopf
- Der Kongress der Konstruktivisten und Dadaisten 1922 in Weimar – Bernhard Sturzkopf als Kongressteilnehmer
- Die Stadt Crimmitschau zur Zeit des Warenhaus-Neubaus nach dem Entwurf von Bernhard Sturzkopf
- Die Geschichte des Warenhauses in Crimmitschau
- Bilddokumentation zum aktuellen Bestand des Warenhauses in Crimmitschau
- Visionen für das Warenhaus in Crimmitschau
- Die Stadt Oelsnitz/Erzgeb. zur Zeit des Schocken-Warenhauses
- Das Schocken-Warenhaus in Oelsnitz/Erzgeb., der Erweiterungsbau und die Rettung des Baudenkmals durch eine neue Nutzung
- Die Stadt Chemnitz zur Zeit des Schocken-Warenhausbaus um 1930
- Baugeschichte und Neunutzung des Warenhauses in Chemnitz als Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz (smac)
Die Ausstellung wird durch Fotografien und einen 9-minütigen Film komplettiert.
Am 8. November besuchten zwischen 18.00 und 21.30 Uhr 400 Besucher im Rahmen des Crimmitschauer Lichterfestes die Ausstellung und erlebten die Premiere des Ausstellungsfilms.
Kuratoren der Ausstellung
Jens Dietrich
Thomas Dietrich
Bernd Sikora
Autoren
Niklas Froese (Filmgestaltung und Regie, Webdesign)
Ludwig Geßner (Recherche, Text)
Bertram Kober (Fotografie)
Ruben Kröber (Sprecher Film)
Thomas Liebscher / Passage Verlag (Printmedia)
Bernd Sikora (Text, Recherche, ergänzende Fotografien)
Besuchen Sie unsere WanderAusstellung:
15.12.20–15.08.21
Leipzig
Sächsisches Wirtschaftsarchiv
(aufgrund der Corona-Maßnahmen momentan geschlossen, vorraussichtlich ab 15.02. wieder geöffnet)
17.09.20–31.12.21
Oelsnitz/Erzgeb.
Ehem. Kaufhaus Schocken
(mit Telefonischer Voranmeldung über PB Dietrich 037298-9330)
Gefördert durch:
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Sächsische Staatsministerium des Innern und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage der von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags und des Deutschen Bundestags beschlossenen Haushalte.
Projektteil 2020 (Wanderausstellung und Katalog):
Gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahmen wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.